Bald sollte es soweit sein. Die letzten Vorbereitungen für ein Wiedersehen mit Ammanu waren abgeschlossen. Zusammen mit Zabi, der Dolmtscher der Ammanu 2004 nach Deutschland begleitete, war das Wiedersehen für den 22. Juli in Taschkent (UZB) geplant. Leider haben wir gestern (02.07) von Zabi erfahren, dass das Wiedersehen wahrscheinlich so nicht stattfinden kann. Mehrere unvorhergesehene Probleme sind eingetreten. Unsere Stimmung ist sehr gedrückt. Wir sind enttäuscht. Der Plan war, dass Zabi von Mazar e Sharif, seinem Wohnort in Afghanistan, mit dem Auto in das Dorf von Ammanu, welches in der Nähe von Rustak liegt, fährt, um Ammanu dort abzuholen. Zusammen sollten beide dann wieder über Mazar e Sharif nach Usbekistan, wofür beide ein Visum benötigen, ausreisen. In Taschkent angekommen wollten wir das Wiedersehen gebührend feiern und Ammanu für umfangreiche Nachsorgeuntersuchung im städtischen Krankenhaus vorstellen…
Warum klappt das Wiedersehen nicht?
Wir hatten gehofft, dass alles so klappt, wie wir es geplant hatten, obwohl uns immer bewusst war, dass es, auch aus unseren bisherigen Erfahrungen in Zentral Asien heraus, immer anders kommen kann, als gedacht… Es ist recht schwierig die komplizierte Situation nachvollziehbar wieder zugeben, da die verschiedenen Gründe erst mit der Kenntnis und einem Gefühl für die örtlichen Gegebenheiten “wirklich” verständlich sind. Hinzu kommt, dass verschiedene Dinge recht unglücklich zusammenspielen und die Gesamtsituation sehr erschweren. Ein, erst sich jetzt ergebenes Problem ist beispielsweise die Ausstellung eines Visums für Ammanu, welches er benötigt, um nach Usbekistan einreisen zu können. Das Problem ergibt sich daraus, dass seine Eltern immer noch keinen Pass besitzen, weder Lesen noch Schreiben können, um selber einen Pass zu beantragen, Zabi, der mit Ammanu ausreisen möchte, kein direkter Angehöriger von Ammanu ist und Ammanu selber noch nicht volljährig. Hinzu kommt, dass die Einreisebestimmungen für Usbekistan z.Z. sehr restriktiv gehandhabt werden (auch für uns war es beispielsweise nicht möglich, trotz guter Kontakte in Usbekistan ein 90 Tage Visum für das Land zu bekommen). Zudem haben wir gestern von Zabi erfahren, dass die Brücke über den Kokcha-Fluss, als Teil der Hauptzufahrtstrasse nach Rustak bzw. zum Heimatort von Ammau, eingestürzt ist. Der damit verbundene Umweg zum Heimatort von Ammanu auf einer Nebenstraße bedeuten mehrere Tage Fahrzeit für Zabi, obwohl Mazar e Sharif und Rustak eigentlich “nur” ca. 600 km von einander entfernt liegen.
Wie geht es jetzt weiter?
Gerne hätten wir die letzten 1200 km von Aral, wo wir vor drei Tagen (30.06) angekommen sind, bis nach Taschkent voller Vorfreude und Spannung auf ein Wiedersehen mit Ammanu zurückgelegt. Jetzt überlegen wir, welche Möglichkeiten es noch geben könnte, um dennoch irgendwie mit Ammanu in Kontakt treten zu können und eine Nachsorgeuntersuchung zu organisieren. Die Situation erschwert sich jedoch dadurch, dass im Heimatort von Ammanu weder ein Telefon-Festnetzanschluss noch ein Mobilfunknetz vorhanden sind. Dennoch wollen wir versuchen, über Dr. Najib, der Apotheker, mit dem Klaus in Afghanistan 2004 zusammen gearbeitet hat, im Krankenhaus von Dashte Kalar die Nachsorgeuntersuchung durchführen zu lassen. Da es mittlerweile in Dashte Kalar ein Mobilfunknetz gibt, wäre auch ein Telefonkontakt mit Ammanu theoretisch möglich! Dr. Najib spricht jedoch nahezu kein Englisch, sodass die gesamte Organisation über Zabi, den wir nach wie vor am 22.07 in Taschkent treffen werden, laufen muss. Dieser “Plan B” ist für uns im Augenblick ein kleiner Trost. Wir werden alles daran setzten, dass die Umsetzung klappt. Das wir selber nach Afghanistan einreisen und vor Ort die Nachuntersuchung organisieren, ist auf Grund der Sicherheitslage zu gefährlich.
Morgen (04.06) oder Übermorgen (05.06) werden wir uns auf den Weg in die Stadt Shymkent machen. Von dort, oder bereits zuvor aus der Stadt Türkistan, werden wir dann über den weiteren Reiseverlauf und das “Wiedersehen mit Ammanu” berichten.