Alptraum in China: Wo sind unsere Fahrraeder?!


Nicht zur Stueckgutausgabe von China Railway Express, sondern zu dieser Garagenfirma wurden unserer Fahrraeder transportiert...“Wir wissen nicht, wo unsere Fahrraeder sind!” Diesen quaelenden Satz haben wir in der vorletzten Woche (03. – 11.09) leider all zu oft sagen muessen. Denn nachdem wir ohne Probleme mit Zug und Bus von Kashi nach Yinchuan (29.08 – 02.09) gereist sind, um u.a. so die “Wartezeit von Taschkent” ausgleichen zu koennen, wurden unsere Fahrraeder nicht wie geplant in der vorgesehenen Zeit nach Yinchuan transportiert… Es war ein Alptraum, der nicht enden wollte. Ueber eine Woche lang, wussten wir nicht, wo unsere Fahrraeder sind. Alle Informationen, die wir anfangs bekommen hatten, waren zueinander widerspruechlich. Die Situation war wirklich zum Verzweifeln. Gefuehlt war das Ende der Radreise schon gekommen… Mittlerweile sind wir unterwegs in Richtung Beijing (Peking) - mit dem Fahrrad! Von hier aus werden wir sofort (20.09) mit dem Zug nach Hong Kong fahren, um dort unser neues Visum zu beantragen, da unser jetziges in drei Tagen (22.08) auslaeuft. Und auch in Hong Kong werden wir uns nicht lange aufhalten, startet doch in einer Woche (27.09) unsere gemeinsame Rundreise mit Eva, Dieter und Doro ab Beijing. Leider ist durch die “Wartezeit in Taschkent” und dem “Verlust unserer Fahrraeder” alles ein wenig komplizierter, anstrengender und vor allem zeitlich knapper geworden als urspruenglich geplant. Doch wie sagt der chinesiche Volksmund, wenn es mal unverschuldet anders kommt als gedacht: ”Mei Fan Ba” (Da kann man eben nichts machen)! Einfach ist es fuer uns nicht, nach den letzten Wochen diesen Worten zu folgen. Doch was koennen wir ueberhaupt machen – “uns aergern”, dass die Fahrraeder verschollen waren, und unentspannt in die Rundreise starten, oder “uns freuen”, dass die Fahrraeder wieder da sind und die Rundreise geniessen. Fuer uns ist die Antwort klar! Doch bevor wir entspannt in die Rundreise starten, noch einmal kurz die Ereignisse der letzten Wochen…

Mit dem Schwarzmarktticket nach Ueruemqi!

Einer der groessten Arbeitgeber der Welt soll die chinesiche Bahn sein. Gut vorstellbar, sind doch schaetzungsweise permanent ca. 10.000.000 Chinesen mit dem Zug unterwegs. Dementsprechend gross ist auch die Nachfrage nach Zugtickets, und diese nicht immer einfach zu bekommen. Da groessere Gepaeckstuecke, wie auch Fahrraeder nicht wie in Deutschland mit in den  Personenzug genommen werden koennen, sondern gesondert transportiert werden muessen, haben wir in Kashi ein Reisebuero ”beauftragt”, uns Zugtickets zu besorgen und den Transport der Fahrraeder zu organisieren. Selber haetten wir es in Kashi wohl nicht geschafft ein Zugticket zu bekommen. Fahrkarten waren wegen der grossen Nachfrage zum Beginn der Vorlesungszeiten an Hochschulen nur noch auf dem Schwarzmarkt erhaeltlich. Und Englisch oder Deutsch spricht dort niemand…

Warum sollte es bei uns Probleme geben?

Die Fahrraeder wurden also von unserem Hotel, in dem sich auch das Reisebuero befindet, abgeholt, und sollten in Holzkisten per Zug nach Yinchuan transportiert werden. Natuerlich war es nicht einfach, sich von den Fahrraedern zu trennen. Aber wir hatten zuvor zwei Radler aus Spanien getroffen, die mehrfach mit dem Zug gereist waren. Ihre Fahrraeder waren immer  puenktlich und unversehrt am Zielort angekommen. Und ausserdem hatten wir einen Frachtzettel mit den typischen Informationen: Frachtnummer nebst Strichcode, Durchwahl zum Transportunternehmen sowie der Ort, an dem wir die Fahrraeder abholen koennen – die 24 h geoffnete Stueckgutausgabe von China Railway Express in Yinchuan. Darueber hinaus war das Reisebuero sogar von unserem Reisefuehrer, wie auch das Hotel, empfohlen worden. Warum sollte es nun gerade bei uns Probleme geben. Entspannt freuten wir uns also auf die Zug- und Busreise nach Yinchuan…

Ein Schlafplatz in 2,50 m Hoehe.

Fuer die 2500 km mussten wir mehrere Tage einplanen. Am ersten Tag (29.08) fuhren wir mit dem vom Reisebuero organisierten Ticket von Kashi nach Ueruemqi. Fahrzeit: 24 Stunden. Wir hatten ein Ticket fuer den Liegewagen der 2. Klasse. Die Liegewagen bestehen i.d.R. aus zum Gang hin offenen sechser Abteilen. Jeweils drei Betten befinden sich uebereinander. Wer unten schlaeft zahlt mehr als der, der ueber ihm oder ganz oben schlaeft. Warum: Unten ist es moeglich, aufrecht im Bett zu sitzen, in der Mitte schaffen das kleiner Leute auch noch, und oben, in ca. 2.50 m Hoehe, klappt das definitv nicht mehr. Wir hatten eine Fahrkarte fuer ganz oben. Klaus Fuesse gucken bei diesem Platzangebot natuerlich auch ueber die Liegeflaeche hinaus in den Gang. Und kurzzeitig kam auch jedem von uns der Gedanken, was wohl passiert, wenn man sich nachts mal ueber das kleine Bettgitter hinaus drehen wuerde…

Dreimal taeglich Nudelsuppe.

Aber obwohl in einem Waggon fuer 24 Stunden mehr ca. 60 Menschen auf engstem Raum zusammen sind, ist diese Form des Reisens noch recht angenehm. Ein Grund dafuer ist wohl, dass das Zugpersonal den Tagesablauf regelt: Puenktlich um 22.00 wird das Licht ausgemacht: Schlafenszeit. Und ebenso puenktlich um 6.00 wieder angestellt: Aufstehen! Ab dann sind auch die Toiletten wieder geoeffnet und es steht der Heisswasserboiler bereit, den ALLE nutzen, die nicht in den Speisewagen gehen, um sich eine Instantnudelsuppe zum Fruehstueck, zum Mittagessen oder/und zum Abendbrot zuzubereiten, die zuvor vom Zugpersonal zusammen mit anderen Leckereien wie Tofu-Scheiben oder Huehnerfuessen verkauft worden sind. Ein anderer Grund ist wahrscheinlich auch schlichtweg die Tatsache, dass die Chinesen ruecksichtsvoll reisen. Es scheint hier einfach keine lauten Reisenden zu geben…

Haben wir schon Entzugerscheinungen?

Aber natuerlich haben wir auf der ca. 60 cm bereiten Liegeflaeche nicht sooo super geschlafen. Wir waeren ausgeruhter gewesen, wenn wir in einem Viererabteil im Schlafwagen der 1.Klasse gereist waeren. Diese liegen im Vergleich irgendwo zwischen dem Standard der Schlafwagen der 1. und 2. Klasse der Deutschen Bahn. Wir waren aber sicherlich viel ausgeruhter als diejenigen, die sich nur einen Sitzplatz in der 1. oder 2. Klasse, oder sogar nur einen Stehplatz leisten konnten. Naja, jedenfalls haben wir nach 24 Stunden Ueruemqi erreicht. Dort gelingt es uns auch, mit einem vom Reisebuero in Kashi vorbereiteten Schreiben sofort ein Zugticket fuer die Weiterfahrt nach Lanzhou zu organisieren. Das Schreiben war absolut notwendig. Niemand spricht englisch oder deutsch. Wir kein Wort chinesich. Fahrzeit nach Lanzhou: 20 Stunden. Abfahrt leider erst nachmittags am Tag darauf (31.09). Wir muessen also fuer eine Nacht in Ueruemqi bleiben. Schade, wir wollen doch so schnell wie moeglich zureuck auf das Fahrrad. Das wir schon wieder ein paar Tage nicht auf dem Sattel gesessen haben, und dass das lange Liegen waehrend der Zugfahrt fuer uns eher ungewohnt ist, merken wir, als wir im Hotel sind . Wir beide haben total unruhige Beine. Koennen kaum einschlafen. Stellen die Beine hoch an die Wand oder wippen mit den Fuessen lange Zeit auf und ab. Haben wir etwa schon Entzugserscheinungen, weil wir kein Radfahren?

2. September – Der Alptraum beginnt!

Nach weiteren 20 Stunden im Zug sind wir also am naechsten Tag (01.09) in Lanzhou. Dort organisieren wir uns ein Busticket nach Yinchuan, dass wir nach weiteren 6 Stunden Fahrzeit noch am selben Tag erreichen. Mit etwas Aufwand und der Hilfe eines Taxifahrers finden wir ein Hotel, in dem wir – so denken wir zu diesen Zeitpunkt - uns nur kurz aufhalten muessen und zuerst nur eine Nacht einchecken. Am naechsten Morgen (02.09) fahren wir direkt nach dem chinesischen Fruehtstueck, das i.d.R. vegetarisch ist, aus gedaempften Teigrollen, verschiedenen Salaten und abgekochtem Griesswasser besteht, zur Stueckgutausgabe von China Railway Express (CRE). Diese befindet sich im Bahnhof, der ca. 15 km ausserhalb der Innenstadt, wo sich unser Hotel befindet, liegt. Wir zeigen einem Polizisten unserem Frachtzettel. Er gibt uns die Richtung zu verstehen.  Zuegig finden wir die Stueckgutausgabe. Da wir die die einzigen Auslaender sind, werden wir sofort von mehreren Maenner, die entweder bei CRE arbeiten, oder mit ihren Kleintransportern an der Ausgaberampe auf Kundschaft warten, umringt. Alle schauen sich den Zettel an und winken ab. Aber zuvor hatte uns doch ein Polizist eindeutig angezeigt, dass wir hier richtig sind…

Durchwahl des Transportunternehmens: Nur eine Bandansage!

Der Alptraum beginnt: Niemand spricht englisch oder deutsch. Wir kein chinesich. Die Sprachen sind so unterschiedlich, dass keiner erahnen kann, was der andere auch nur annaehernd meint, wenn er etwas gesagt hat. Irgendwann ruft jemand mit seinem Handy die Durchwahl des Transportunternehmens an: Wohl nur eine Bandansage, wie wir verstehen. Wir haben zwar eine chinesische Telefonkarte aus Kashi. Doch die funktioniert in Yinchuan nicht mehr. Wir suchen haenderingend nach jemandem, der etwas englich spricht und werden in der Post fuendig. Der nette Beamte ruft nochmal die Durchwahl an – ja, es ist eine Bandansage. Wir beschliessen darauf hin, erstmal eine neue Telefonkarte zu organisieren, um Alim, den Chef des Reisebueros in Kashi anzurufen. Er muss uns weiterhelfen. Die Organisation der Telefonkarte ist auch nicht ganz so einfach. Wie sollen wir der Verkaeuferin im Telefonshop sagen, was wir wollen? Doch im Geschaeft befindet sich ein Internetzugang. So nutzten wir ein Uebersetzungsprogramm aus dem Internet: Wir stellen unsere Fragen auf englisch. Diese werden ins chinesische uebersetzt. Und umgekehrt. Alles dauert wahnsinnig lange. Nach ca. 2,5 Stunden haben wir endlich eine neue Telefonkarte…

Sind wir ueberhaupt in der richtigen Stadt? Ja, natuerlich!

Zurueck bei der Stueckgutausgabe rufen wir Alim an. Erklaeren im die Situation. Sind wir richtig oder sind wir falsch. Die Verbindung ist nicht immer rauschfrei. Alims Englisch nicht perfekt. Er ist Uigure, seine Muttersprache somit arabisch und nicht chinesich. Von dem Chinesich in Yinchuan versteht er nicht alles. Wir muessen aber anscheinend erstmal die Frage klaeren, ob wir in der richtigen Stadt sind, oder ob die Fahrraeder zu einer anderen Stadt geschickt worden sind, und es ein Missverstaendnis zwischen Alim und uns gegeben hat. Wir sind in der richtigen Stadt und es scheint auch so, als waren wir am richtigen Ort. Aber warum kennt hier dann  keiner diesen Transportschein? Alim will herumtelefonieren und sich dann bei uns melden.  Wir fahren zurueck zum Hotel und bezahlen die zweite Nacht…

Die Fahrraeder kommen erst “morgen” - kein Problem!

Gut, denken wir. Alles wir sich wohl heute klaeren. Wir telefonieren mit Alim. Er hat erste Informationen. Die Fahrraeder sind auf dem Weg und kommen morgen an. Die Stueckgutausgabe von CRE am Bahnhof von Yinchuan ist der richtige Abholungsort. Er ruft uns an, wenn die Fahrraeder eingetroffen sind. Mit diesen Informationen im Hinterkopf sind wir erstmal recht entspannt und gehen in ein Internet-Cafe. Stellen den in Kashi geschriebenen Bericht auf die Homepage, schreiben E-Mails und so weiter. Am naechsten morgen besichtigen wir die wenigen Sehenwuerdigkeiten der Stadt: verschiedene Stadttore und das Provinzmuseum. Alim meldet sich nicht. Wir rufen ihn an. Er ist nicht zu erreichen. Anscheinend ein Funkloch, wie uns sein Bruder sagt, den wir ueber das Festnetz im Reisebuero erreichen. Spaeter meldet sich Alim. Die Fahrraeder sind noch nicht da. Er will nochmal bei dem Transportunternehmen anrufen, und sich spaeter melden…

Unruhen in Ueruemqi der Grund fuer die Verzoegerungen?

Wir telefonieren erst am naechsten Morgen wieder. In Ueruemqi, wo ploetzlich die Fahrraeder noch sind – sie sind also doch noch ca. 1500 km von Yinchuan entfernt - hat es erneute Unruehen gegeben. Die Situation scheint schwierig zu sein. Aber morgen faehrt der LKW dann in Richtung Yinchuan. Wieso sind die Fahrraeder jetzt auf dem LKW fragen wir uns? Am naechsten Tag das gleiche Spielchen. Ja, die Fahrraeder sind auf dem Weg. Der LKW schon in der Provinz von Yinchuan. Die Fahrraeder werden aber erst morgen da sein. Wegen der Unruehen gibt es viele Strassensperren, der LKW kommt nur langsam voran. Aber morgen ist er da. Ganz sicher. Wir checken also am naechsten Tag aus dem Hotel aus. Fahren mit unserem Gepaeck zur Stueckgutausgabe im Bahnhof von Yinchuan. Als wir dort ankommen, werden wir wieder von Leuten umringt. Wieder wird uns erklaert, dass wir am falschen Ort sind. Die Fahrraeder sind hier nicht. Wir versuchen Alim anzurufen. Kommen nicht durch. Der Akku vom Handy ist zudem leer. Da wir unser Gepaeck mithaben, haben wir das Ladegeraet dabei. Als wir eine Steckdose finden, ist diese kaputt. Klappt den gar nichts mehr? Die naechste Steckdose funktioniert. Wir erreichen Alim. Wir geben wie schon so oft zuvor den Hoerer an einen der Mitarbeiter von CRE, damit dieser mit Alim auf Chinesisch spricht, der uns im Anschluss dann auf Englisch informiert. Es bringt nichts, die Raeder sind nicht da. Klaus versucht, sich in das Lager von CRE zu schleichen, um nach den Raeder zu suchen. Wie soll er dem Mitarbeiter an der Pforte erklaeren, dass er sich “nur mal umschauen” will? Reinschleichen klappt erstmal nicht. Irgendwann schafft es Klaus, durch das Lager zu gehen: Keine Spur von unseren Fahrraedern…

Warum stimmt unserer Frachtnummer nicht mehr?

Wir telefonieren nochmal mit Alim. Natuerlich fragen wir uns so langsam, ob alles stimmt, was er uns an Informationen liefert. Denn diesmal sagt er, er muesse nur noch die neue Frachtnummer organisieren. Dir Fahrraeder sind zu 100% im Bahnhofsgebaeude von Yinchuan. Da aber die Fahrraeder vom Zug auf den LKW umgeladen wurden, gibt es eine neue Frachtnummer. Wenn wir die haben, muessen wir nur unsere Paesse vorzeigen, die Nummer sagen und schon haben wir die Fahrraeder. Die Nummer bekommt er morgen. Dann koennen wir die Fahrraeder abholen. Ganz sicher morgen! Wir fahren zurueck zum Hotel. Beim naechsten Telefonat mit Alim ist die neue Frachtnummer nicht mehr aktuell. Alim sagt nur, dass das Transportunternehmen gerade checkt, wo die Fahrraeder sind. Aber sie werden wohl morgen ankommen. Wir geben Alim zu verstehen, dass er uns die Telefonnummer vom LKW Fahrer besorgen soll, da wir genau wissen wollen, wo die Fahrraeder jetzt im Augenblick sind.

Hat Herr Wang die Fahrraeder auf seinem LKW?

Wir bekommen die Nummer vom Fahrer: Herr Wang. Wir koennen ihn aber nicht anrufen. Er spricht kein englisch oder deutsch. Wir keine chinesich. Er hat aber Alim gesagt, der er die Fahrraeder auf seinem LKW habe. Koennen wir das glauben? Wir rufen Andreas an. Er wohnt in Beijing (Peking), und spricht fliessend Chinesisch. Ueber seinen ehemaligen Arbeitskollegen, Georg, hat Joern vor Beginn der Reise, die Telefonnummer von Andreas bekommen. Wir rufen ihn an. Er ruft Herrn Wang, den Fahrer an und meldet sich dann bei uns. Herr  Wang hat die Fahrraeder geladen. Er weiss aber nicht, wo er die Fahrraeder hinbringen soll. Er weiss nur, dass er nach Yinchuan fahren muss. Er sagt, dass er nur langsam vorankomme. Wir sind etwas erleichtert, wissen wir doch jetzt ungefaehr wo die Raeder sind.

Wem koennen wir glauben? Was ist richtig – was ist falsch?

Am naechsten Tag telefonieren wir wieder mit Alim. Er meint, dass Herr Wang die Fahrraeder vom LKW in Lanzhou abgeladen und auf den Zug umgeladen hat. Morgen sind die Fahrraeder dann in Yinchuan. Warum sind die Fahrraeder jetzt wieder auf der Schiene? Andreas telefoniert nochmal mit Herrn Wang. Ihm sagt er, dass er die Fahrraeder nicht mehr habe. Ein anderer Fahrer bringt sie mit dem LKW nach Yinchuan. Dieser kommt heute Nacht an. Morgen frueh werden die Fahrraeder dann abgeladen. Wir fragen uns nur noch, was richtig und was falsch ist. LKW – Schiene – Raumschiff… Wir wissen wirklich nicht mehr weiter.

Urploetzlich ein neuer Ort, wo wir die Fahrraeder abholen koennen!

Dann meldet sich Alim nochmal. Er hat jetzt einen neuen Ort, wo wir die Fahrraeder abholen koennen. Natuerlich kann er uns den nicht auf chinesich durch das Telefon ansagen. Die Rezeptionistin des Hotels telefoniert mit Alim, erhaelt eine Telefonnummer, ruft dort an und laesst sich die Adresse geben. Wir fahren hin. Es ist ein Gewerbegebiet, auf dem sich eine Vielzahl von Transportunternehmen angesiedelt haben. Die Strassen sind nicht geteert, durch den Regen der letzten Tage alles schlammig. In einer Nebenstrasse soll sich in einer Garagenspedition der Ort befinden, wo unsere Fahrraeder heute Nacht ankommen und morgen frueh abgeladen werden. Zwar handelt es sich bei der Adresse um eine Transportunternehmen, aber warum sollten gerade hierher unserer Fahrraeder geliefert werden weit weg vom urspruenglichen Abholungsort. Wir rufen Alim an, geben den Hoerer weiter, er soll fragen, ob wir richtig sind. Wir sind richtig. Wir rufen Andreas an. Er ruft den Fahrer Herrn Wang an. Erhaelt urploetzlich von diesem eine Telefonnummer. Ruft diese an und es klingelt tatsaechlich in der Garage, in der wir gerade stehen…

Zu frueh gefreut? Wieder eine Sackkasse?

Wir sind wieder zuversichtlicht, dass die Fahrraeder morgen in Yinchuan angkommen – werden aber enttaeuscht, als es am naechsten morgen wieder nichts wird…Mittlerweile mussten wir auch nach unserer siebten Nacht in Yinchuan das Hotel wechseln, da es durch vorherige Reservierungen ausgebucht war. Mit der Hilfe des Hotel-Managers gelingt es uns aber noch, einen englisch-chinesischen Dolmetscherdienst in Yinchuan ausfindig zu machen. An den wenden wir uns jetzt. Wir hatten schon laenger vermutet, das Alim, der sich anscheinend engagiert um das Wiederfinden der Fahrraeder kuemmert, nur widerspruechliche und hinhaltende Informationen wie Puzzelteile von der Transportfirma erhaelt. Nach der neuerlichen Enttaeuschung sagt er uns auch, dass die Transportfirma ihn wohl die ganze Zeit “beschissen haette”.

Alleine kommen wir nicht weiter – Wir schalten eine Dolmetscherin ein.

Wir benoetigen also jemanden, mit dem wir vor Ort die Informationen sammeln und einschaetzen koennen, was wahr uns was falsch ist um dann zu ueberlegen, was zu tun ist. Waehrend der letzten Tage hat Alim fuer uns verschiedene Telefonnummer organisiert: Von der Transportgesellschaft in Kashi, vom Umschlagsplatz in Uruemqi und Lanzhou, vom LKW Fahrer Herrn Wang sowie vom LKW Fahrer, an den Herr Wang die Fahrraeder angeblich uebergeben haben soll. Von der Stueckgutausgabe in Yinchuan, vom “neuen Ausgabeort” im Gewerbegebiet usw. Die Telefonnummer sind unsere Ansatzpunkte. Direkt nach der letzten Enttaeuschung fahren wir zum Uebersetzungsbuero. Da die Situation recht kompliziert ist, fahren wir mit Frau Huang zurueck ins Hotel. Dort erklaeren wir ihr die mittlerweile recht komplexe Situation. Wir legen dazu sozusagen die Telefonnummern der verschiedenen Beteiligten auf eine Landkarte, so dass sie die einzelenen Beteiligten besser zuordnen kann. Ca. 45 Minuten erklaeren wir ihr die Situation und ueberlegen uns ein gemeinsames Vorgehen…

Die Fahrraeder stehen noch in Lanzhou – und sollen “morgen” ankommen…

Dann telefonieren wir mit den verschiedenen Beteiligten…Langsam klaert sich, dass der neue Ausgabeort richtig ist. Jedoch stehen unsere Fahrraeder zu diesem Zeitpunkt noch in Lanzhou. Sie werden auch nicht mit dem Zug weiter transportiert, sondern mit dem LKW nach Yinchuan gebracht. Ein Fahrer ist von der Transportfirma noch nicht bestimmt worden – obwohl wir schon einen Tag zuvor die Telefonnummer des Fahrer, an den Herr Wang die Landung angeblich uebergeben hat, bekommen haben. Jedoch, so wird von der Verantwortlichen in Lanzhou gesagt, “stimmt es diesmal, das die Fahrraeder morgen in Yinchuan eintreffen werden”, womit sie sich gleichzeitig eingesteht, dass sie Alim die letzten Tagen wohl mehrmals nicht die Wahrheit gesagt hat. Sie kann auch unsere Fahrrader beschreiben: “schwarzer Rahmen mit rotem Sattel”. Wir verabreden uns mit Frau Huang fuer den naechsten morgen um 8.30 um direkt zur Transportfirma zu fahren. Ganz glauben, koennen wir es jedoch nicht, dass die Raeder morgen in Yinchuan eintreffen sollen…

Die Fahrraeder sind endlich da – aber die Lampen sind verbogen.

Tatsaechlich: Als wir am naechsten morgen (11.09) beim Transportunternehmen eintreffen, wird dort gerade ein LKW von mehreren Maennern entladen. Ganz oben, zwischen verschiedenen Saecken und Kisten entdecken wir eingeklemmt und ineinander verkeilt unsere Fahrraeder. Bei diesem Anblick werden wir ganz nervoes. Zwar sind wir “maximal  erleichtert”, dass die Fahrraeder wieder da sind,  aber wir durchleiden noch bange Minuten, bis wir feststellen, dass die Fahrraeden den Transport ohne groesseren Schaden ueberstanden haben – obwohl es zunaechst schlimmer ausgesehen hatten: Die Frontstrahler waren zur Seite abgeknickt, weil die Lenker nach innen geschlagen waren. Dadurch hatte sich wohl auch an Klaus Fahrrad der Schnellspanner der Vorderradbremse geloest und baumelte lose am Bautenzug. Und durch die Verkeilung der Fahrraeder waehrend des Transportes mussten die Getraenkehalter weichen und hatten sich zu den Seiten hin verbogen. Ehrlich gesagt, waren wir bei diesem Anblick  unserer Fahrraeder kurzzeitig wirklich sehr schlecht gelaunt…

Keine Zeit fuer schlechte Laune – auch, wenn wir nochmal  mit dem Bus fahren muessen…

Fuer die schlechte Laune bleibt aber keine Zeit. Wir muessen schnellstens zum Busbahnhof. Dadurch, dass wir ueber eine Woche in Yinchuan auf unsere Fahrraeder warten mussten, waren wir leider gezwungen, nochmal in den Bus einzusteigen. Ansonsten koennen wir es nicht schaffen, puenktlich Beijing mit dem Fahrrad zu erreichen, um von dort mit dem Zug nach Hong Kong zu reisen und das neue Visum zu beantragen. Und daher sitzen wir, obwohl wir um 9.15 noch den Empfang der Fahrraeder quittieren mussten, eine Stunde spaeter im Bus, der uns ins ca. 500 km entfernte Erudosi bringt. Mit dabei unsere Fahrraeder – gut verstaut im Laderaum des Busses… 

Die Transportfirma  meldet sich: Wieso? Holzboxen waren nicht bestellt!

Noch waehrend der Busfahrt meldet sich auf unserer chinesischen Handynummer die Transportfirma. Ueber diesen Anruf sind wir ueberrascht. Nicht zuletzt, weil sich ein Mitarbeiter aus der Hauptgeschaeftsstelle in Ueruemqi bei uns anruft, und sich auf englisch fuer alle vorgefallenen Unannehmlichkeiten mehrfach entschuldigt. Natuerlich sind wir neugierig und wollen wissen, warum es so lange gedauert hat, warum wir die Fahrraeder nicht an der Stueckgutausgabe  am Hauptbahnhof von Yinchuan abholen konnten, warum die Fahrraeder anscheinend spontan mit dem LKW transportiert worden sind, warum wir selbststaendig den neuen Abholungsort herausfinden mussten, warum wir so viele Falschinformationen erhalten haben und warum unsere Fahrraeder nicht wie vereinbart in einer Holzbox, sondern achtlos eingeklemmt zwischen Saecken und Kisten transportiert worden sind. Alles kann uns auch Doerat, der Mitarbeiter der Transportfirma, anscheinend nicht erklaeren. Nur soviel sagt er uns: Wegen neuerlicher Ausschreitungen in Uruemqi – es hat Attacken gegeben, bei denen verschiedene Personen mit angeblich infizierten Spritzennadeln andere Personen verletzt haben – standen die Fahrraeder zwei Tage in Ureumqi  und wurden auf den LKW verladen. Durch heftigste,  sintflutartige Regenfaelle kam der LKW jedoch nur langsam voran und musste sogar fuer zwei Tage komplett die Weiterfahrt unterbrechen. Und das die Fahrraeder nicht in Holzboxen transportiert worden sind, laege schlichtweg einzig und allein daran, dass dieser Service nicht bestellt und dementsprechend dafuer auch nicht bezahlt worden sei…

12. September – Alles ist wieder gut! Wir sind zurueck auf der Strasse.

Und da stehen wir wieder vor der Frage, welche Informationen richtig und welche falsch sind. Denn, wie es sich nach Doerat anhoert, hat Alim uns den Transport der Fahrraeder in Holzkisten zwar bezahlen lassen, aber nur den einfachen Transport der Fahrraeder als “lose Ware” beauftragt…Auf diese Frage ein Antwort zu bekommen, wird nur schwerlich moeglich  sein…Naja, egal, denn obwohl wir genau wissen, dass das “Verschwinden der Fahrraeder” neben dem gewaltigen Telefon- und Organisationsaufwand und neben den zusaetzlichen Kosten fuer Hotel und Dolmetscher-Service uns vor allem wieder “Fahr-Zeit” auf dem Fahrrad gekostet hat, koennen wir die Tage in Yinchuan am besten auf die chinesiche Weise nehmen: “Mei Fan Ba” (Da kann man eben nichts machen)…

Und wenn wir wirklich ehrlich sind, sind die Tage in Yinchuan vergessen, als wir nach der Ankunft in Erduosi am naechsten morgen (12.09) aus dem Zelt krabbeln, und nach einem typischen Radler-Fruehstueck aus Instandnudeln, Plaetzchen und Kaffee oder Tee wieder auf dem Fahrrad sitzen und gen Osten der gerade aufgegangenen Sonne entgegenradeln, die uns den Weg zu unserem knapp 1000 km entfernten naechsten Etappenziel weisst: Beijing – die Hauptstadt Chinas…

Reisestatistik – diesmal eher eine Wartezeitenstatistik…

30.08 Zugfahrt Kashi – Ueruemqi

31.08 Ankunft Ueruemqi / Uebernachtung Ueruemqi

01.09 Zugfahrt Ueruemqi – Lanzhou

02.09 Ankunft Lanzhou / Busfahrt Lanzhou – Yinchuan / Ankunft Yinchuan

03.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

04.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

05.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

06.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

07.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

08.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

09.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

10.09 Warten auf die Fahrraeder in Yinchuan

11.09 Busfahrt Yinchuan – Erduosi / Ankunft Erduosi

12.09 Weiterfahrt Richtung Beijing auf dem Fahrrad

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Artikel vom 19. September 2009 | Joern | Nachricht an Joern schreiben